Ghostwriting bei der Partnersuche

Ghostwriting bei der Partnersuche

Veröffentlicht am 16.12.2016

Dass dem Internet und insbesondere den Singlebörsen hier nichts „Anrüchiges“ oder „Seltsames“ mehr anhaftet, war auch schon zu mir vorgedrungen. Auch in meinem privaten Umfeld gibt es Paare, die sich über dieses anonyme Medium kennen – und lieben – gelernt haben. Ich durfte das Entstehen tragfähiger Beziehungen, Partnerschaften, Ehen und Familien miterleben. Und auf die Frage: „Wo habt Ihr Euch denn kennengelernt?“ ist die Antwort „In der Onlinebörse xy“ längst nicht mehr ungewöhnlich. Ein Großteil des sozialen Austausches erfolgt online, viele Freelancer brauchen nur noch einen Laptop und einen Internetzugang, um ihren Beruf auszuüben. Das ist praktisch, gesellschaftlich anerkannt und sehr angenehm. Auch ich halte über das Internet Kontakt zu Freunden, die ich im „offline-Leben“ nicht mehr oft sehe. Weil sie weggezogen sind, familiär eingebunden oder aus anderen Gründen wenig Zeit haben. Auch beruflich ist das Internet ein wichtiges Informationmedium für mich. Und sogar privat habe ich Freunde über das Internet gefunden. Menschen mit ähnlichen Interessen und Werten, die sich über Emails, Facebook und Skype weltweit vernetzen und austauschen können. Ich empfinde das als große Bereicherung. So weit, so gut.

Dass ich dem Ghostwriting gegenüber sehr aufgeschlossen bin, ist wahrscheinlich auch keine bahnbrechende Neuigkeit. Unser gesellschaftliches Zusammenleben basiert auf Arbeitsteilung. Es ist effizient, wenn jeder das macht, worin er gut ist. Der eine organisiert, der andere führt aus, ein weiterer produziert, pflegt, designt, verwaltet…was auch immer. Ein Ghostwriter schreibt.

Jetzt scheint es jedoch auch gängig zu sein, im Rahmen der „Selbstvermarktung“ schreiben zu lassen. In der Arbeitswelt ist das durchaus nachvollziehbar. Ich habe vielleicht Fähigkeiten die ich gut anwenden, aber nicht so gut vermitteln kann. Aber hier geht es um die Parnersuche. Wenn ein Ghostwriter die Kommunikation für mich in einer Singlebörse übernimmt, dann hat das schon etwas Skurriles für mich. Geht es hier nicht um etwas sehr persönliches. Viel persönlicher als beispielsweise die veröffentlichte Biographie, die ja auch oft durch Ghostwriter zu Papier gebracht wird. Es geht doch um das Bedürfnis nach Nähe und Zusammenhalt – um mich als Menschen, der mit all seinen Stärken und Schwächen einen Partner sucht. Kann das wirklich an einen Ghostwriter outgesourct werden? Ich finde nicht…

Den Artikel dazu findet Ihr hier (externer Link).